Wir hatten die Familienplanung schon längst abgeschlossen. Der Jüngste unserer drei Kinder wurde gerade dreizehn, als ich überrascht feststellte, dass ich schwanger bin. Sofort dachte ich an Abtreibung. Dennoch machten wir uns die Entscheidung nicht leicht. Besonders mein Mann haderte sehr damit. Schließlich stand aber fest: Wir wollen das Kind nicht.

Der Frauenarzt erklärte mir, dass der Abbruch in zwei Schritten passieren würde: Zuerst musste ich die Abtreibungspille nehmen, zwei Tage später dann nochmals Tabletten, damit alles raus kommt. Ich nahm die erste Tablette beim Arzt und spürte die zwei darauffolgenden Tage körperlich eigentlich keine Veränderung. Während ich mich mit der Entscheidung abfand, wurde mein Mann immer unruhiger. An dem Tag, an dem ich die zweiten Tabletten hätte nehmen sollen, sagte er zu mir, er habe schwere Gewissensbisse. Nach einer schlaflosen Nacht, die er mit dem Lesen von Berichten im Internet durchwacht hatte, erzählte er mir, er habe gelesen, dass man möglicherweise die Wirkung der Abtreibungspille aufhalten könne. Während ich frühmorgens zur Arbeit ging, rief er bei einer Beratungsstelle an, um sich zu erkundigen, ob noch eine Chance besteht, die Abtreibung abzubrechen. Aufgeregt rief er mich an und sagte, ich soll zu meinem Gynäkologen gehen und mich untersuchen lassen. Ich entgegnete, dass ich mich gegen das Kind entschieden hätte und es so bleiben solle. Aber auch mich überkam dann ein ungutes Gefühl beim Gedanken, dass in mir mein Kind stirbt. Meinem Mann zuliebe rief ich dann doch bei meinem Arzt an und bekam mittags, nachdem ich mit der Arbeit fertig war, einen Untersuchungstermin. Weil mit der Schwangerschaft alles in Ordnung war, entschied ich mich, anstelle des Prostaglandins, Progesteron zu nehmen. Vergangenes Jahr zu Weihnachten ist unser Sohn geboren. Der Kleine ist der Mittelpunkt unserer Familie und unser Sonnenschein. Wir sind so dankbar, dass wir im letzten Augenblick noch Hilfe bekommen haben.

 

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