Es war fast zu spät….
„Mit meinem Kind im Arm schreibe ich jetzt diese Zeilen. Was ich erlebt habe, möchte ich allen Frauen sagen, die in derselben Situation sind, wie ich damals vor einem Jahr. Ich hatte mich für die Abtreibung mit Tabletten entschieden, weil ich mir ein Leben nicht mit dem Kind meines gewalttätigen Freundes vorstellen konnte. Durch das Kind wäre ich an ihn gebunden, und dabei wollte ich weg von meinem Partner, dachte ich damals.
Zwei Tage nachdem ich die Abtreibungspille nahm, musste ich zum Arzt wegen der zweiten Tabletten. Er gab mir mehrere Tabletten in die Hand und schickte mich damit nach Hause. Er meinte, ich kann sie dort in Ruhe einnehmen und die Blutungen abwarten. Ich legte mich auf die Couch und nahm die erste Tablette. Doch diese blieb mir im Hals stecken. Es war ein heißer Tag. Vielleicht hatte ich zu wenig getrunken. Jedenfalls konnte ich nicht anders als sie ausspucken. Plötzlich überkam mich ein seltsames Gefühl. Ich weiß nicht warum, aber ich deutete das als ein Zeichen. Eine innere Stimme sagte mir, ich soll die Tabletten nicht nehmen. Ich kann das heute nicht mehr genau erklären. Mir wurde plötzlich ganz klar, dass ich dieses Kind bekommen möchte. Doch, was sollte ich tun? Ich hatte ja die Abtreibungspille schon vor zwei Tagen geschluckt. Panisch suchte ich nach Hilfe und rief den Arzt an, der mir die Tabletten gab. Er sagte, da könne man jetzt nichts mehr machen und riet mir abzuwarten und in zwei Wochen zur Untersuchung zu kommen. Er warnte mich, das Kind werde mit großer Wahrscheinlichkeit behindert sein, falls es überhaupt überlebt. Im Internet fand ich dann Hilfe und eine geduldige Beraterin, die mir zuhörte. Dadurch fasste ich Mut, mich meiner Gynäkologin anzuvertrauen. Sie war völlig überrascht, weil sie nicht wusste, dass ich die Abtreibungspille genommen hatte. Dennoch war sie bereit, mich zu untersuchen. Sie zeigte mir das Ultraschallbild meines Kindes, das sich bewegte. Weil das Kind lebte und seit der vergangenen Untersuchung sogar gewachsen war, gab sie mir ein Rezept für Progesteron. Ich bin der Beraterin, die mich damals ermutigt hatte, sehr dankbar. Ich weiß nicht, wo ich heute wäre, wenn ich abgetrieben hätte. Ich schaffte es, mich von meinem damaligen Freund zu trennen. Ich bin sehr glücklich mit meinem Baby, das übrigens völlig gesund ist. Falls ihr, liebe Frauen, schon die Abtreibungspille genommen habt, lasst euch nicht entmutigen und holt euch Hilfe. Es kann gelingen – habt Hoffnung!“